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Buchvorstellung mit Lesung

Lesung über KZ-Kommandanten

Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz von Einheiten der Sowjetarmee befreit. Dieser Tag steht seitdem symbolisch für eine wachsame Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen. Zu diesem Gedenktag hatte die VHS und die Initiative Gedenkstätte Eckerwald in Kooperation mit der Israelitischen Kultusgemeinde RW und VS, dem Verein Ehemalige Synagoge RW, der Evangelischen Kirchengemeinde sowie der Katholischen Erwachsenenbildung RW den Journalisten und Autor Jürgen Gückel geladen, der in seinem Recherche-Buch „Heimkehr eines Auschwitz-Kommandanten“den außergewöhnlichen Lebensweg des Fritz Hartjenstein nachgezeichnet hat. Es galt das „Knäuel der Erinnerungen und Informationen“ mit Hilfe des Großneffen Werner zu entwirren.
Nach 12 Jahren Reichswehr wechselte Hartjenstein zur SS und wurde ab November 43 Kommandant des KZ Auschwitz-Birkenau. Hier lebte auch seine Familie. Seine beiden Söhne erlebten in unmittelbarer Nähe der rauchenden Schlote des Krematoriums ein unbeschwertes halbes Jahr.Über das, was der Vater im Lager trieb, herrschte Stillschweigen. Als Hartjenstein bei seinem Chef Rudolf Höss wegen „Versagens“ in Ungnade fiel, wurde er in die Kommandantur des KZ Natzweiler-Struthof „strafversetzt“. Hieraus ergibt sich nun die Verbindung zu den „Wüste-Lagern an der Bahnlinie Tübingen-Balingen-Rottweil, wo Hartjenstein für alle Arbeitsstätten der Schieferölgewinnung als Beschaffer von Arbeitskräften (sprich: Häftlinge) und Material verantwortlich war.
Nach Kriegsende, nach den schrecklichen Leiden der Todesmärsche, geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, von wo aus er einmal zu „lebenslänglich“ und dreimal durch britische und französische Kriegsgerichte zum Tode verurteilt wurde. Irrtümer in Justiz und Verwaltung wie auch falsche Gutachten hatten dazu geführt, dass keines der Todesurteile vollstreckt wurde. Es ist unglaublich, aber einer der größten Verbrecher des Naziregimes starb als freier Mann in einem Pariser Sanatorium an Blasenkrebs.
Gückel las wesentliche Stellen aus seinem Buch in ruhig-sachlichem Ton und überließ den Zuhörern in der anschließenden Diskussion eine eigene Wertung. Gückel signierte anschließend auch sein anderes Buch zu ähnlicher Thematik: „Klassenfoto mit Massenmörder“.

Renate Greve

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2024. Initiative Gedenkstätte Eckerwald e.V.
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